Der
Pate und sein Schlagloch
Von
Susanne Hengesbach
Jörg Westhoff würde gerne spenden, um ein bestimmtes Loch
im Asphalt auf der Lindenstraße reparieren zu lassen. Doch leider
legt ein komplizierter Verwaltungsaufwand seinem noblen Vorhaben Steine
in den Weg.
Das Loch im Asphalt auf der Lindenstraße, wo das Benediktinerkloster
ist, würde Jörg Westhoff als Pate gern flicken lassen
- auch ohne Erinnerungsplakette. (Bild: Schwarz)
Köln
- Das ist ja eine tolle Idee!, dachte Jörg Westhoff,
als er in der Donnerstag-Ausgabe des Kölner-Stadt-Anzeiger
von der Thüringer Gemeinde Niederzimmern las, die ihren Bürgern
die Möglichkeit bietet, Schlagloch-Patenschaften zu übernehmen.
Das Prinzip ist ganz einfach: Man sucht sich auf der Straße ein
Loch aus, zahlt fünfzig Euro, stopft damit das Etatloch, bekommt
nach der Sanierungsmaßnahme eine Plakette mit Wunschaufschrift
in den Asphalt eingelassen und hat somit sein persönliches Hole
of Fame. Um Ruhm geht es Jörg Westhoff allerdings gar nicht.
Er ist es lediglich leid, auf der täglichen Autofahrt zu seinem Geschäft
in der Händelstraße durchgeschüttelt zu werden.
Der
42-Jährige ist jemand, der den Slogan Liebe deine Stadt
doppelt und dreifach unterstreichen würde. Aber man muss sie
auch hegen und pflegen - in guten wie in schlechten Tagen. Westhoff
hat seit 13 Jahren ein Fachgeschäft für Ehegygiene und somit
ein Sortiment zur Ausgestaltung intimer Stunden. Nun will er auch etwas
am Fahrbahnzustand verbessern und sagt: Ich spende die ersten 500
Euro.
Frei
nach dem Motto einer muss ja den Anfang machen, griff er am
Freitag um 12 Uhr zum Telefon und rief beim Callcenter der Stadt an. Ich
würde gerne 500 Euro spenden für ein Loch, sagte er und
berichtete einer Dame, die sich mit Hengst gemeldet hatte,
von dem Thüringer Beispiel. Er habe sich bereits ein Loch ausgesucht,
erklärte er der Mitarbeiterin, die gar nicht überrascht klang.
Ich möchte das auf der Lindenstraße, da, wo das Benediktinerkloster
ist.
Sie
könne bei der Schlagloch-Hotline leider niemanden mehr erreichen,
meinte die Dame am Telefon und erklärte sich freundlich bereit, die
Personalien aufzunehmen und das Anliegen weiter zu tragen. Doch auch bei
Westhoff ist das Vertrauen in die Stadt getrübt, weswegen er sich
mit dem Gedanken da komme ich schneller ans Ziel an diese
Zeitung wandte.
Das
ist ja ein Ding! Eine freiwillige Spende für Straßenschäden,
das haben wir meines Wissens nach noch nie gehabt, bekennt Kai Lachmann,
der für Schlaglöcher zuständigen Mann beim Amt für
Straßen- und Verkehrstechnik der Stadt. Wir sind natürlich
dankbar für Gelder aber der falsche Ansprechpartner. Bürgerbeteiligung
sei zwar eine tolle Sache, doch könne es aus Gründen
der Verkehrssicherheit nicht angehen, dass nun jeder mit 'nem Eimer
Kaltasphalt auf den Straßen herumläuft und Löcher zumacht.
In Bezug auf Spenden gebe es eine Ratsvorlage und gewisse Entscheidungswege.
Was eine Loch-Patenschaft samt Plakette betrifft, befürchtet Lachmann,
dass der Verwaltungsaufwand da größer ist als der Nutzen.
Wenn
in Thüringen 50 Euro pro Schadstelle reichen, drängt sich die
Frage auf, was Kölner Löcher kosten und ob es da - ähnlich
wie beim Zahnarzt - Deluxe-Füllungen gibt? - Lachmann lacht. Der
Vergleich ist gar nicht schlecht. Wir machen in der Tat hauptsächlich
Provisorien und flicken notdürftig, weil es aufgrund der Vielzahl
gar nicht anders möglich wäre. Ein Loch zu stopfen koste
je nach Materialmenge, Anfahrt, Personalaufwand und Fahrzeugeinsatz 100
bis 200 Euro.
Grundsätzlich
sieht Lachmann in Westhoffs Vorstoß einen interessanten Ansatz.
Man müsse diesbezüglich vielleicht ein unkompliziertes
Verfahren finden. Der Spender selbst hatte freilich gar nicht vor,
eigenhändig zu flicken. Das sollen Fachleute machen.
Auf eine Plakette verzichtete er ebenfalls. Das würde die Sache
nur verteuern. Er möchte einfach einen Beitrag zur Verkehrssicherheit
leisten und etwas tun, was man sieht, und was nicht in dunklen Kanälen
verschwindet! Es sei völlig korrekt, so Westhoff weiter, dass
wir an Haiti und andere Notleidende denken. Aber wir dürfen uns selber
nicht ganz vergessen.
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