Thüringische Landeszeitung - Online-Ausgabe unter tlz.de vom 1.5.2010
 

Schlaglöcher und -zeilen

Ende der Schlagloch-Aktion in Niederzimmern: Lúcas testet den neuen Straßenbelag. Foto: Candy Welz

Eine bessere Werbung konnte sich Christoph Schmidt-Rose, Bürgermeister der Gemeinde Niederzimmern im Kreis Weimarer Land, weder für sein 1000-Seelen-Dorf noch für sich selbst im Jahr der Bürgermeisterwahlen vorstellen: Die Schlagloch-Aktion sorgte weltweit für positive Schlagzeilen.
Ein Granitstein erinnert seit Freitag in Niederzimmern an eine Aktion, die der Gemeinde nicht nur das geballte Interesse der Medien bis hin zur New York Times (zwei Veröffentlichungen!) bescherte, sondern die Welt auch schmunzeln ließ. Der 1,30 mal 1,45 Meter messende und 14 Zentimeter starke Platte, die nicht zufällig wie Asphalt aussieht, erinnert an den Verkauf von 257 Schlaglöchern, die der jüngste Winter auf Niederzimmerns Straßen hinterließ.
Die Verkaufsidee, die in weinseliger Stimmung geboren wurde, fand so viele Anhänger in der Gemeinde und rund um den Globus, wie es sich die Truppe um Bürgermeister Christoph Schmidt-Rose nie hätte träumen lassen. "Wahnsinn", schüttelte das Gemeindeoberhaupt auch am Freitag, als sich viele Einwohner zum Schlaglochfest mit Fotoapparat und Digicam an der Kreuzung Vieselbacher Straße/Bei der Kirche einfanden, den Kopf. Das Gemeindeoberhaupt, das eigens ein neues T-Shirt mit dem Aktions-Slogan "Teer muss her!" übergestreift hatte, dankte allen, die die "lustige und schöne" Aktion erst zum Erfolg werden ließen: den Käufern in aller Welt, unter ihnen der CDU-Europaabgeordnete Dieter L. Koch, den Urhebern der Idee, allen voran den Familien Vogel, Ulrich und Sinzel, dem Deutschen Asphaltverbund, der 30 Tonnen Asphalt spendierte, der Firma Infraplan für die Gratis-Planung, der Firma Millimeter Werbung für die Plaketten und der Thomas Bau GmbH, die die Löcher flickte. "Ohne Sie alle wäre das niemals etwas geworden", richtete Schmidt-Rose zudem einen Extra-Dank an den Bad Berkaer Steinmetz Thomas Erdmann. Erst vor gut einer Woche hatte er ihn um einen Gedenkstein gebeten, auf den die 257 Plaketten mit den Spendernamen aufgeklebt werden. "Zum Glück hatte ich einen solchen Stein gerade am Lager", sagt der Bad Berkaer, der ihn am Morgen vor der Enthüllung mit Sohnemann Paul fest im Boden verankerte. Für Erdmann war es Ehrensache, den 400-Kilo-Koloss Ursprungsland: China samt Schliff und Gravur des Gemeindewappens zu sponsern.


Sibylle Göbel / 01.05.10 / TLZ