Schlaglöcher
und -zeilen
Ende
der Schlagloch-Aktion in Niederzimmern: Lúcas testet den neuen
Straßenbelag. Foto: Candy Welz
Eine
bessere Werbung konnte sich Christoph Schmidt-Rose, Bürgermeister
der Gemeinde Niederzimmern im Kreis Weimarer Land, weder für sein
1000-Seelen-Dorf noch für sich selbst im Jahr der Bürgermeisterwahlen
vorstellen: Die Schlagloch-Aktion sorgte weltweit für positive Schlagzeilen.
Ein Granitstein erinnert seit Freitag in Niederzimmern an eine Aktion,
die der Gemeinde nicht nur das geballte Interesse der Medien bis hin zur
New York Times (zwei Veröffentlichungen!) bescherte, sondern die
Welt auch schmunzeln ließ. Der 1,30 mal 1,45 Meter messende und
14 Zentimeter starke Platte, die nicht zufällig wie Asphalt aussieht,
erinnert an den Verkauf von 257 Schlaglöchern, die der jüngste
Winter auf Niederzimmerns Straßen hinterließ.
Die Verkaufsidee, die in weinseliger Stimmung geboren wurde, fand so viele
Anhänger in der Gemeinde und rund um den Globus, wie es sich die
Truppe um Bürgermeister Christoph Schmidt-Rose nie hätte träumen
lassen. "Wahnsinn", schüttelte das Gemeindeoberhaupt auch
am Freitag, als sich viele Einwohner zum Schlaglochfest mit Fotoapparat
und Digicam an der Kreuzung Vieselbacher Straße/Bei der Kirche einfanden,
den Kopf. Das Gemeindeoberhaupt, das eigens ein neues T-Shirt mit dem
Aktions-Slogan "Teer muss her!" übergestreift hatte, dankte
allen, die die "lustige und schöne" Aktion erst zum Erfolg
werden ließen: den Käufern in aller Welt, unter ihnen der CDU-Europaabgeordnete
Dieter L. Koch, den Urhebern der Idee, allen voran den Familien Vogel,
Ulrich und Sinzel, dem Deutschen Asphaltverbund, der 30 Tonnen Asphalt
spendierte, der Firma Infraplan für die Gratis-Planung, der Firma
Millimeter Werbung für die Plaketten und der Thomas Bau GmbH, die
die Löcher flickte. "Ohne Sie alle wäre das niemals etwas
geworden", richtete Schmidt-Rose zudem einen Extra-Dank an den Bad
Berkaer Steinmetz Thomas Erdmann. Erst vor gut einer Woche hatte er ihn
um einen Gedenkstein gebeten, auf den die 257 Plaketten mit den Spendernamen
aufgeklebt werden. "Zum Glück hatte ich einen solchen Stein
gerade am Lager", sagt der Bad Berkaer, der ihn am Morgen vor der
Enthüllung mit Sohnemann Paul fest im Boden verankerte. Für
Erdmann war es Ehrensache, den 400-Kilo-Koloss Ursprungsland: China samt
Schliff und Gravur des Gemeindewappens zu sponsern.
Sibylle Göbel / 01.05.10 / TLZ
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