876
n. Chr.
Erste urkundliche Erwähnung
Im Jahre 876 wurde Niederzimmern zum ersten Mal in den "Zehnt - Streitigkeiten"
zwischendem Erzbischhöfen von Fulda und Mainz auf dem Reichstag zu
Ingelheim urkundlich erwähnt. Funde von Hühnengräbern mit
Skelettresten, Urnen und Grabbeigaben lassen darauf schließen, daß
unsere Gegend schon 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung besiedelt war.
Niederzimmern,
ein großes Kirchdorf an der Gramme, hatte in der Vergangenheit viele
Namensformen. Seit 1815, nach dem Wiener Kongreß, besitzt das Dorf
seinen jetzigen Namen.
1346
Teil der Stadt Erfurt
Als Lohn für treue Kriegsdienste wurde der Ort im Jahre 1346 vom
Grafen von Orlamünde den Erfurtern geschenkt. Seither bildet Niederzimmern
mit seiner Gemarkung die östliche Grenze der Stadt Erfurt. Der Wartturm,
252 m ü.NN, wurde in dieser Zeit zur Grenzsicherung erbaut und gilt
als eines der Wahrzeichen des Ortes.
1400-1500
Wirtschaftlicher Aufschwung
In der Zeit des wirtschaftlichen Aufschwunges (1400 bis 1500) spielte
der Waidanbau eine wesentliche Rolle. Ab 1600 kam der Anbau von Flachs,
Hopfen und Wein hinzu.
1613-1830
Flut, Pest und Feuer
Kriege, Unglücksfälle und Katastrophen haben das Dorf schwer
getroffen. So zerstörte die Thüringer Sintflut 1613 etwa 125
Häuser. Die Pest forderte 1683 insgesamt 295 Opfer, Feuerbrunst wütete
1744, 1775, 1814 und 1830.
Kirchen
Bis zum Jahre 1852 hatte Niederzimmern zwei Kirchen, die Bonifaziuskirche
im Oberdorf und die Wigbertikirche im Unterdorf. Erstere wurde 1854 abgerissen.
Zu den beiden Kirchen gehörten Schulen und je eine Pfarrei. Die Wigbertikirche
entstammt in ihren älteren Teilen der gotischen Zeit, etwa um 1420.
Als sehenswert sind hier die bildlichen Darstellungen des alten und neuen
Tastamentes an den Emporen zu nennen.
Die Lage
Die Flur der Gemeinde umfaßt etwa 1350 Hektar und dehnt sich nach
allen Richtungen bis nahe an die Nachbarorte aus. Die Bewohner der Wüstungsorte
Nanigdorf, Getorn, Arnstedt, Mannzimmern und Wittelsborn siedelten sich
zum großen Teil in Niederzimmern an, um besseren Schutz vor Feinden
zu haben. Den Ort umgab im Mittelalter ein von der Gramme gespeister Wassergraben.
Dahinter befand sich eine Steinfeste mit Mauern und Wällen. Die wichtigsten
von sechs bekannten Toren: das Falltor, das Erfurter Tor und das Angertor.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Dorfbefestigungen
zerstört. Der Ort besaß über 200 Wohnhäuser, was
auf eine damalige Einwohnerzahl von 1000 Bürgern schließen
läßt.
Niederzimmern
wurde von keiner der alten Landstraßen berührt, auf denen sich
früher der Verkehr abspielte. Die "Hohe Straße" die
Frankfurt a. M. mit Görlitz verband, ging knapp nördlich an
der Niederzimmerner Flur vorbei. Ein Nebenweg dieser Straße, der
Erfurt ausließ, führte von Ollendorf über Niederzimmern,
Vieselbach, Büßleben und Melchendorf oder umgekehrt. Das dieser
Nebenweg gern genutzt wurde, bezeugen die vielen Gasthäuser zu dieser
Zeit im Ort. Auch führte die sogenannte "Salzstraße",
von Schloßvippach, Eckstedt und Ollendorf kommend, über Utzberg,
Bechstedtstraß und Gutendorf nach Rudolstadt, durch unseren Ort.
Einige Hinweise zeugen noch heute im Ort davon. So z. B. der "Sülzenanger"
(Salzanger).
Handwerk,
Gerichtswesen
Handwerk und Gewerbe trugen in der Gemeinde stets Früchte. Ihre Blütezeit
war von etwa 1600 bis 1850. Niederzimmern besaß das Gerichtswesen
von 1470 bis 1706 als Vogtei. Unter Kurmainzer Herrschaft (von 1706 bis
1818) wurden die alten Vogteien aufgehoben und Ämter eingerichtet.
Die Vogteien Kerspleben und Niederzimmern bildeten dann das Amt Azmannsdorf.
1804-13
Französische Besatzung
Im Jahre 1804 erfolgte die Besetzung des Dorfes durch französische
Truppen, welche bis 1813 dauerte.
1841
Planung einer Eisenbahnlinie nach Niederzimmern
1844
Wirtschaftliche Stagnierung durch das Scheitern des Plans
Im Jahre 1841 schlossen Preußen, Sachsen - Weimar, Sachsen - Coburg
- Gotha und Hessen einen Vertrag zum Bau einer Eisenbahnlinie von Halle,
Naumburg, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach nach Kassel ab. Die geplante
Streckenführung entlang am Fuße des Ettersberges über
Niederzimmern, Töttleben und Ilversgehofen nach Erfurt mußte
1844 verworfen werden, da sich Grundbesitzer, auch aus unserem Ort, weigerten,
ihr Land zu verkaufen. So erhielt die Streckenführung über Hopfgarten
- Vieselbach den Zuschlag. Damit wurde eine Stagnierung der Entwicklung
des Ortes unbewußt eingeleitet. Erst um das Jahr 1900 war wieder
eine Verbesserung zu spüren. Vereine hatten sich gebildet. Die Hauptstraße
zur Flurgrenze Vieselbach wurde gepflastert. Eine Feldscheune wurde 1900
erbaut und das Getreide mit zwei dampfbetriebenen Dreschmaschinen gedroschen.
Im Jahre 1911 wurde die Friedhofskapelle erbaut.
1914-18
Erster Weltkrieg
Auch der 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 brachte viel Not, Trauer und Hunger
in den Ort.
Ein
sehenswertes gepflegtes Denkmal an der Oberen Schule schuf Kurt Kluge
aus Leipzig.
Inflations-
und Arbeitslosenzeit hinterließ ebenfalls Spuren im Ort. Mit dem
Bau der Autobahn fanden viele Arbeitslose wieder Arbeit und Brot.
1945
Ende des Zweiten Weltkriegs
Aus dem 2. Weltkrieg kehrten ca. 50 Soldaten des Ortes nicht zurück.
Etwa 400 Heimatvertriebene fanden Unterkunft in unserer Gemeinde.
1954
Gründung der DDR, Stärkung der Landwirtschaft
Kurz nach Gründung der DDR begann 1954 im Dorf die Sozialisierung
der Landwirtschaft. 1960 war Niederzimmern ein vollgenossenschaftliches
Dorf. Für die LPG gab es viele Rückschläge durch Klauenseuche,
Mißernten und Futtermangel. Mit dem Bau der Schweinezuchtanlage
(von 1969 -1973) und des Trockenwerkes wurde auch eine Aufwärtsentwicklung
für die Landwirtschaft erreicht. Von 1975 bis 1978 erfolgte der Bau
der Staumauer an der Gramme zwischen Niederzimmern und Hopfgarten. Mit
der Entwicklung der Landwirtschaft wurde auch Positives für das Dorf
erreicht. So sind zu nennen: Straßen- und Gehwegebau, Kindergarten,
Kinderkrippe, Neubauwohnungen, Eigenheimbau, Sport und Kultur, Kanalisation,
Neubau Schule und mehr. Nachteilig wirkte sich aus, daß viele typischen
Dorfdenkmale wie Bogentore, Mauern, Fachwerke an Häusern und Scheunen,
Brunnen, Bodendenkmale, Wappensteine usw. zum Opfer gefallen sind, von
denen heute nur noch ein Teil auf Fotos der Nachwelt erhalten sind.
1990
Wiedervereinigung, schwierige Umstellung auf Marktwirtschaft
Mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten verlor die Landwirtschaft
wie überall, auch in Niederzimmern an Bedeutung. Die Umstellung der
Planwirtschaft auf Marktwirtschaft bereitet auch hier große Probleme.
Arbeitsplätze gingen verloren.
Verbesserte Lebensqualität
Doch es dauerte nicht lange und man spürte im Dorf, daß es
weiter voranging. Straßen, Plätze, Häuser, Grünanlagen
usw. entstanden bzw. wurden restauriert. Dazu trug auch die Anerkennung
als Förderschwerpunkt der Dorferneuerung bei. Denkmale, alte Gehöfte
und Häuser kamen auf die Denkmalliste.
Das private Handwerk blühte wieder auf und brachte Arbeitsplätze.
Vereinsleben ist im Ort nicht mehr wegzudenken und fördert die Beziehungen
zwischen den Bürgern untereinander.
Durch
die kluge Umsicht des Gemeinderates, der Bürger und der Vereine entwickelt
sich unsere Gemeinde zu einem attraktiven Wohnstandort im Grünen,
in dem es sich auch in Zukunft arbeiten und gut leben läßt.
Quellenverzeichnis: Ortschronik
Walter
und Gudrun Kirnich
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